Explosion der Lust by Karen Smith

Explosion der Lust by Karen Smith

Autor:Karen Smith [Smith, Karen]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Deutsch, x_EPUB, Kurzgeschichten, Sex, x_eigenes_EPUBausPDF, Erotik
Herausgeber: 111
veröffentlicht: 2010-12-08T23:00:00+00:00


Es wird schwierig

Der Londoner Sonnenschein fiel mir in die Augen. Ich rückte den Stuhl ein Stück beiseite, damit ich Geoffs Gesicht sehen konnte, ohne geblendet zu werden. Der Rauch seiner Zigarette trieb über den Tisch und mischte sich mit dem Kaffeeduft und dem schwachen Modergeruch der Soho Street im Sommer, was alles zusammen die Atmosphäre energiegeladener Dekadenz ergab, die ich so liebte. Geoff beobachtete die Passanten, registrierte mit wachem Blick ihren Gang, ob sie sich dicht bei ihrem Partner oder eher auf Distanz hielten, all ihre Eigenheiten. Geoff hatte mich mit diesem Zeitvertreib bekannt gemacht: «Fernsehgucken auf der Old Compton Street» nannte er das. Seitdem konnte ich nicht mehr in einem Straßencafe sitzen, ohne die Passanten zu beobachten oder an ihn zu denken. Obwohl ich mich schon häufig mit ihm telefonisch zum Kaffeetrinken und Plaudern verabredet hatte, lag heute noch etwas anderes in der Luft. Dies war unsere erste Begegnung seit dem Abend, als er und Kit das seltsame und gefährliche Spiel mit mir gespielt hatten. Auch am Telefon hatten wir es nicht erwähnt. Jetzt tranken wir unseren Cappuccino, sonnten uns und warteten auf den geeigneten Einstieg, jeder insgeheim darauf hoffend, der andere werde das Thema beiläufig ansprechen. Schließlich drückte Geoff die Zigarette aus und fasste mich mit fragend hochgezogenen Brauen in den Blick. «Also», sagte er einfach, «erzähl mir von Kit.» Ich erzählte ihm die ganze Geschichte von Anfang an, wie wir uns in der Kirche kennen gelernt hätten und dass ein Funken übergesprungen sei, dann berichtete ich von dem überraschenden Wiedersehen und dem Pärchenspiel und schließlich von dem Geschenkpaket mit den Stricken. Geoff war wahrscheinlich der einzige Mensch, dem ich die ganze Geschichte erzählen konnte: Selbst Jane hatte sich mit einer leicht zensierten Fassung begnügen müssen – die mich natürlich in einem besseren Licht erscheinen ließ. Geoff hörte mir schweigend zu, nickte hin und wieder, rauchte auf seine bedächtige Art und nippte am Kaffee. Das Einzige, was ich ihm verschwieg, war die seltsame Unterhaltung spät abends in der Burg, als Kit gemeint hatte, ich habe keine Angst vor dem Leben. Das war einfach zu intim und abgedreht, doch ansonsten tischte ich ihm alles auf. Er ließ mich ausreden, nickte erneut, als bestätige er damit den Wahrheitsgehalt meines Berichts, dann fragte er mich: «Aber wie geht’s jetzt weiter?» Ich verstand die Frage nicht. Darum bemüht, sich besser verständlich zu machen, verzog er das Gesicht und beugte sich über den Tisch vor. «Was da neulich passiert ist», sagte er, «was hat das zu bedeuten? Wenn Kit jemand wie ich ist, ein Mann, mit dem du hin und wieder fickst, dann bedeutet es gar nichts, dann war es bloß ein Spiel. Aber er ist nicht irgendjemand, hab ich Recht?» Er musterte mich mit schief gelegtem Kopf und wartete auf meine Antwort. Ich wollte nicht darüber nachdenken, noch nicht. Schließlich kannte ich Kit, von der ersten Begegnung mal abgesehen, erst seit zwei Wochen, und bislang kamen wir gut miteinander aus, ohne unsere Beziehung sezieren zu müssen. «Wenn du meinst, ob ich in ihn verliebt bin…», setzte ich an, er aber schüttelte mit einem zynischen Lächeln den Kopf.



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